Skip to content

zukunftsorientiertes Miteinander

Der Flughafen BER hat Ende 2020 -mit einiger Verspätung- eröffnet. Diese Tatsache stört einige Anwohner aus zumindest teilweise nachvollziehbaren Gründen, wie zum Beispiel die gestiegene Lärmbelastung.

Was man aber nie vergessen darf ist eine ganz wichtige Tatsache : der Flughafen wird nicht schließen und ganz bestimmt wird der Flughafenstandort in nächster Zeit nicht mehr Umverlegt werden.

Das heißt, wenn man in der Region wohnt, muss man zwangsläufig lernen, mit dem Flughafen und den nicht änderbaren negativen Begleiterscheinungen zu leben. Umgekehrt erwarte ich jedoch von der Flughafengesellschaft sowie den umliegenden Gemeinden, den Anwohnern das Leben so schön wie möglich zu gestalten und alle negativen Auswirkungen des Flughafenbetriebes auf ein Minimum zu reduzieren.

Hier wäre zunächst der Lärmschutz zu beachten. Die Einhaltung der Flugrouten muss gewährleistet sein. Ein Beispiel hierfür ist die sogenannte Hofmannkurve bei Starts ostwärsts von der Südbahn. Die Hoffmannkurve knickt vor der Autobahn A113 ab und überfliegt diese nicht. Regelmäßig war jedoch zu beobachten, dass die Flugzeuge, vor allem bei Starts von der Mitte der Startbahn, die Kurve ausdehnen und dadurch über der Flutgrabenaue fliegen, was zu erhöhtem Fluglärm vor allem in Alt-Schulzendorf und dem Wohngebiet Ritterschlag führt. Falls solche Fälle auftreten und man merkt, dass es nicht anders praktikabel ist, müssen die Schutzgebiete angepasst werden.

Auch gibt es Varianten, durch passiven Lärmschutz, mit sogenannten Lärmdeichen, die Ausbreitung des Schalles so zu lenken, dass möglichst wenig bei den Wohngebieten ankommt. Lärmdeiche sind quasi Erdhügel, die den Schall unlenken. Diese können problemlos auf vorhandenen Freiflächen realisiert werden und sind beispielsweise am Flughafen Amsterdam bereits umgesetzt (siehe Grafik von www.fluglärm-portal.de sowie diesen Artikel bei aerotelegraph.de)

Für Triebwerktests gibt es beispielsweise Schallschutzhallen, die die Ausbreitung des Schalles extrem reduzieren. Eine solche Halle gibt es beispielsweise am Flughafen Hamburg und sollte auch am Hauptstadtflughafen realisierbar sein.

Weiterhin sollte die Region von Flughafen wirtschaftlich und strukturell profitieren. Für mich heißt das, dass die vorhandenen Brachflächen (NICHT Waldflächen oder ähnliches) entwickelt werden. Diese Entwicklung sollte dahin führen, dass sich Industrie ansiedelt, die Arbeitsplätze und Wohlstand schafft. Auch sollte Wohnraum geschaffen werden. Nicht zu vergessen ist die Schaffung von Infrastruktur. Diese geht über die Schaffung von einem Radwegenetz, über eine Südumfahrung des BER wie sie schon in anderen Beiträgen thematisiert wurde bis hin zur lückenlosen Anbindung des Umlandes per ÖPNV an den Flughafen. Das schlimmste wäre wenn der Flughafen dafür verantwortlich wäre, wenn tagtäglich Menschen im Stau stünden. Deshalb ist die geplante Erweiterung der U7 zum BER auch positiv zu betrachten.

Der Flughafen selbst sollte zu einem Motor und Mittelpunkt der Region werden. Der Bahnhof beispielsweise sollte nicht nur als Zubringer zum Flughafen wahrgenommen werden, sondern auch als Umsteigebahnhof zwischen ÖPNV Bus und dem Regional- und Fernverkehr der DB fungieren und somit die gesamte Region, Berlin, Speckgürtel, Potsdam, Dresden usw miteinander vernetzen.

Außerdem sollte der Flughafen als Anziehungspunkt für die Anlieger fungieren. Auf dem Vorplatz des Flughafens (Willy-Brandt-Platz) könnte beispielsweise einmal im Jahr ein Weihnachtsmarkt stattfinden oder andere Märkte. Im direkten Umfeld des Flughafens könnten Restaurants oder Freizeiteinrichtungen entstehen, möglicherweise in Rahmen der geplanten Airportcity. Durch eine durchgehende und gute ÖPNV Anbindung würde es nicht zu einem Verkehrskollaps durch den zusätzlichen Verkehr kommen und die Akzeptanz des Flughafens würde so steigen.

Bei jeder Entwicklung sollte jedoch auf die Ästhetik und Nachhaltigkeit geachtet und Wert gelegt werden. Wenn ich schon die Nachteile habe, die ein nahegeleger Flughafen zwangsläufig mit sich bringt, dann möchte ich dafür in einem optisch ansprechenden Umfeld leben und nicht in einer, wie es allzu oft in Industriegebieten Fakt ist, Betonwüste. Hier denke ich an die Anlage von Blumenbeeten auf öffentlichen Freiflächen, Anlage von Parkanlagen, eventuell das Anbringen und Schmücken von Laternen mit Blumenkübeln. Die Pflege obliegt natürlich den Gemeinden, aber ich denke auch diese haben ein Interesse daran, Ihre Gemeinde schön zu machen. Auch bspw  der große Verkehrskreisel bei Ikea in Waltersdorf könnte eine schöne Thematisierung in der Mitte erhalten. Auch eine Weihnachtsbeleuchtung an allen Laternen in den umliegenden Gemeinden, vielleicht gesponsort durch den Flughafen, wäre eine nette Geste. Oder wechselnde Thematisierungen in Blumenbeeten. Zum Frühjahr Blumen, im Herbst etwas mit Kürbissen und zur Weihnachtszeit mit Tannenästen und Weihnachtsdeko. Ein schönes, optisches Umfeld hebt die Lebensfreude und Zufriedenheit der Bevölkerung, statt es einfach kostengünstig und zweckmäßig zu gestalten.

Wer bis hierhin gelesen hat, dem danke ich von ganzem Herzen. Lasst uns alle hoffen, dass sich die Zukunft zu unserem besten entwickelt.

 

Viele Grüße

Jan Rüsch
Reference No.: 2021-06810
adhocracy+ is funded by donations.
Donate now
Donate now to adhocracy+