Orte brauchen eine Außengrenze
Die Wohnqualität steigt nicht durch noch mehr Ansiedlungen in die Fläche hinein. Mit jedem neuen Baugebiet, mit jedem neuen Grundstück, das die schon vielfach verlegten Außengrenzen der Orte nochmals verschiebt, verliert der gesamte Ort an Wohn- und Lebensqualität. Die von unseren Vorfahren gedachten Ortstrukturen mit einem Zentrum, mit einem Dorf- und Festplatz, mit einem Sportplatz, mit Gärten und Obstbaumreihen an den Rändern zur Versorgung, mit charakteritischer Architektur zur Wahrung einer Identität des Ortsbildes usw. sind leider längst zum allergrößten Teil verloren gegangen. Wer vor noch 30 Jahren am Ortsrand wohnte mit einer logisch und logistisch gut gedachten Verkehrsinfrastruktur, lebt nun eingebaut von neuen, engen Wohnstraßen zwischen Häusern aus dem Architekturkatalog mit Schwedenhäusern, Friesenhäusern, Betonklötzen die sich selbst mit einem Schottergarten und einer Scheinzypresse umgeben. Die Orte verlieren mehr und mehr ihr eigenes Bild, Ortseingänge werden von mindestens drei Discounter-Fachbauten geprägt und der Bauhnhof ist ein glattgeputztes Betonbauwerk wie im Nachbarort, während der alte historische Bahnhofsbau nebenan zerfällt.
Der Flächenverbrauch ist zu stoppen, das geht nur durch eine (zeitweilige) Begrenzung des Zugzugs. Neubauten im Innenberich sind zu fördern, insbesondere wenn es sich um Wohnungsbauten (von Single- bis Familienwohnungen) mit bezahlbarem Wohnungsbau handelt. Discounter u.ä. dürfen nicht mehr als Flachbau entstehen, bestehende Immobilien mit Leerstand sind durch Förderung/ Steuererleichterung/ usw. attraktiv zu machen für eine Reaktivierung, auch stillgelegte Gewerberuinen oder alte Militärstandorte sind vorzugsweise zu behandeln (z.B. Priorisierung bei der Erteilung von Baugenehmigungen). Die Gemeindevertretungen sollten auch unbedingt ihre Ortssatzungen hinsichtlich typischer Merkmale im Erscheuinungsbild überarbeiten und ihren Ortscharakter (Traufhöhe, Bauflucht, Fassade, Gartenzaun, ...) bewahren!
Unsere Orte müssen jetzt ihre Außengrenzen festzurren und diese Kante für mind. 15 Jahre einfrieren. Alles, was jetzt bebaut und zerstört wird, fehlt uns, unseren Kindern und Enkeln als Erholungsraum, als Freiraum, als Natur für Tier und Pflanze und auch als Entwicklungsmöglichkeit für das, was die nachfolgenden Generationen an besseren Ideen als heute vorhaben.